Wir sind bunt! - vor 75 Jahren war es anders

Gottesdienst vom Freitag, 8. November 2013

Das Crossroad- Team hat sich in den vergangen drei Jahren in den Jugendgottesdiensten schon mit einigen Themen beschäftigt. Von Aprilscherzen und Ehrlichkeit, über Weihnachten, Wunder und Beten, bis hin zu Burnout. Aber das dem Thema, unter dem der Crossroad am vergangen Freitag, den 08.11.2013 diesmal stattfand, war vermutlich das bisher schwierigste. Anlässlich des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht, in der im gesamten Deutschen Reich vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden stattfanden, hatte sich das Team für das Motto „Wir sind B U N T – Braun ist keine Farbe!“ entschieden.

Schon in der Begrüßung durch die Moderatorinnen Charlotte Adolphs und Felicitas Hoppe erhielten die jugendlichen Besucher einen kurzen Exkurs in die Geschichte des Nationalsozialismus. Felicitas erzählte unter anderem, dass auch in Bad Vilbel vor dem zweiten Weltkrieg noch etliche Juden gelebt hatten und es sogar eine Synagoge in Bad Vilbel gab. Nach ein paar Liedern der Jesus House Band, die den Gottesdienst diesmal musikalisch begleitete, gab es für die Teilnehmer etwas zu schmunzeln. Elisa und Christina Hübner spielten im Theater zwei Freunde, die auf dem Weg zu einer „Demonstration gegen rechts“ waren und immer wieder betonten, wie wichtig Toleranz sei. Dabei merkte man ihnen aber deutlich an, wie intolerant und von Vorurteilen behaftet die beiden gegenüber anderen Autofahrern waren.

Im Anschluss daran erzählte Nina Zorbach von ihrem Besuch in Auschwitz, dem größten früheren Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen. Es sei erschlagend, wenn man zwischen den Überresten und Ruinen der von Menschen geschaffenen Hölle stehe und wenn man die Koffer, Brillen, Kämme, Töpfe und Haare sehe, die einst den unschuldigen Häftlingen dort gehört hatten. Nina: „Koffer, die auf keine Reise mehr gehen. Brillen, durch die niemand mehr sehen kann. Schuhe, die nicht mehr getragen werden.“ Die Nazis ermordeten alleine in Auschwitz über 1 000 000 Menschen, die meisten von ihnen waren Juden. „Wie konnte das passieren?“

Mit dieser Frage stieg Peter Bergmann, Jugendreferent im Evangelischen Dekanat Wetterau, in die Predigt ein. Er erzählte von seiner persönlichen Geschichte. Da er der Meinung war, so etwas dürfe nie wieder passieren, hatte er sich entschieden, zur Bundeswehr zu gehen, weil er glaubte, dass nur diese im Fall des Falles etwas unternehmen könnte. „Wir sind bunt, aber müssen wir ‚braun’ nicht auch tolerieren?“, war eine andere Frage, die er sich stellte. Letztendlich war die Antwort ein Sprichwort, dessen Ursprung in der Bibel zu finden ist: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem anderen zu: Es kann keine Toleranz gegenüber Neonazis geben. Und Peter Bergmann ergänzte: „Liebe deinen Mitmenschen, denn er ist nicht wie du. Andere Menschen ergänzen uns.
Damit diese Botschaft auch nicht so schnell in Vergessenheit geraten würde, erhielt jeder Gottesdienstteilnehmer als Give-away einen bunten Knopf für das eigene Portemonnaie zur täglichen Erinnerung: Wir sind B U N T – und das ist gut so!

Wie immer lud das Team nach dem Gottesdienst zum Bleiben, Reden und Verweilen bei Snacks und Getränken ein. Der nächste Crossroad ist das Outdoor Special die Waldweihnacht am 13.12.2013. Bei hoffentlich gutem Wetter findet der Gottesdienst am Waldrand beim Erzweg in Bad Vilbel statt, bei schlechtem wird er gegebenenfalls in die Christuskirche in Bad Vilbel verlegt.

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