Alles Ketzer oder was - Hier stehe ich, und könnte auch anders

Gottesdienst vom Freitag, 10. März 2017

Dass am vergangenen Freitag vor dem Gemeindehaus in Dortelweil ein Scheiterhaufen entzündet wurde, klingt erst mal merkwürdig, ist aber Teil des CROSSROAD Jugendgottesdienstes gewesen. Natürlich wurden dort keine echten Menschen verbrannt, aber eine Puppe ging ersatzweise in den Flammen auf. All das gehörte zum spektakulären Theater, in dem vorher ein Inquisitionsgericht über Leben und Tod von Hexen und Ketzern entschied. Dafür ließen sie die Angeklagten vorsingen und abhängig von ihrem Gesangstalent wurden diese dann bestraft. Dass Hexenverbrennung und Inquisition im frühen 16. Jahrhundert noch zum Alltag der Menschen gehörten ist für uns heute kaum vorstellbar. So etwas kennen wir eher aus Filmen, wie auch Nina Zorbach in ihrer Predigt erkennt.

Damals, also vor der Reformation besaß die Kirche sehr viel Macht und hat diese missbraucht, um den Menschen Angst zu machen. Angst vor der Hölle und dem Fegefeuer, sprich der Bestrafung nach dem Tod. Man müsse jeden Monat eine fest gelegte Menge an guten Taten vollbringen, um dieser Bestrafung zu entgehen. Um zu verdeutlichen, wie hoch die Messlatte dafür war, schrieben die Besucher des CROSSROAD ihre guten Taten auf Steine. Selbst mit einem Turm aus guten Taten aller Besucher, war die Messlatte an guten Taten nicht zu erreichen.

Das erkannte damals auch Martin Luther. Aber anstatt wie viele andere Ablassbriefe zu kaufen und damit den Prunk der Kirche zu finanzieren, las er in der Bibel. Er konnte nicht glauben, dass Gott jeden bestraft, der nicht genug gute Taten vollbringt. Im Römerbrief wurde er mit seiner Annahme dann bestätigt. Dort steht, dass man durch vertrauenden Glauben an Gott allein als gerecht gilt. Das heißt aber nicht, dass wir keine guten Taten mehr vollbringen sollen. Nur gibt es keine Messlatte mehr, die uns dazu zwingt Gutes zu tun. Vielmehr sollen wir Gutes tun, einfach weil es etwas Gutes ist. Angst vor der Hölle und dem Fegefeuer brauchen wir also nicht mehr zu haben und auch von den Besuchern des CROSSROAD hat keiner mehr Angst davor, wie Nina durch eine Umfrage herausfand. Musikalisch wurde der Abend von der Band BIG begleitet und Robin Krauß führte als Moderation durch den Gottesdienst.

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